Berlin (AFP) – Verbraucherschützer und der Deutsche Bauernverband (DBV) haben Nachbesserungen am von der Regierung geplanten Tierwohllabel gefordert. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) erklärte am Dienstag, nötig sei ein “verbindlicher Zeitplan”; sichergestellt sein müsse zudem die Überwachung der Anforderungen. Der DBV verlangte eine Ausweitung etwa auf die Gastronomie. Der Bundestag berät am Dienstag in erster Lesung über die verpflichtende Haltungskennzeichnung.
Die Bundesregierung will zunächst eine einheitliche Kennzeichnung nur für Schweinefleisch einführen. Die Lebensmittel sollen dann gekennzeichnet werden, wenn die Tiere in Deutschland gehalten wurden und hierzulande an Verbraucher verkauft werden. Geplant ist eine Kennzeichnung der Haltungsformen “Stall”, “Stall+Platz”, “Frischluftstall”, “Auslauf/Freiland” und “Bio”.
Der vzbv bemängelte am Dienstag, bei dieser Kennzeichnung bestehe die Gefahr, dass Verbraucherinnen und Verbraucher davon ausgingen, dass bei den unteren Stufen ein ausreichendes Mindestmaß an Tierschutz und Tierwohl sichergestellt sei. “Aufgrund der mangelhaften gesetzlichen Vorgaben in der Tierhaltung und der geringen Anforderungen in den unteren Stufen ist dies jedoch in der Regel nicht der Fall.” Der vzbv vermisst zudem ein Gesamtkonzept für den Umbau der Tierhaltung.
Auch Tierschutzverbände forderten “grundlegende Änderungen”, damit die Kennzeichnung nicht zum Hemmnis beim Umbau der Tierhaltung werde. Sie verlangten in einem gemeinsamen Brief an Bundestagsabgeordnete im Agrar- und Ernährungsausschuss Transparenz für Verbraucher und Anreize für den Umbau.
Der Deutsche Tierschutzbund etwa erklärte: “Wenn Mastschweine ihr nur knapp sechsmonatiges Leben über den eigenen Fäkalien, auf Spaltenboden, ohne frische Luft und natürliches Licht verbringen müssen, so gehört dies verboten. Und nicht gekennzeichnet durch den Staat, der dies beschönigend ‘Stallhaltung’ nennt.”
Dem Bauernverband geht vor allem der Anwendungsbereich nicht weit genug. Neben Frischfleisch müsse auch Verarbeitungsware wie etwa Wurst aufgenommen werden. Außerdem müssten neben dem Lebensmitteleinzelhandel auch Verarbeiter, Großverbraucher und Gastronomie mit einbezogen werden.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat mehrfach betont, dass der Umbau der Tierhaltung hin zu einer tierwohl- und klimaschutzfreundlichen Weise eine langfristige Finanzierung brauche. Die bislang dafür vorgesehene eine Milliarde Euro in dieser Legislaturperiode könne nur ein Anfang sein. Eine Ausweitung des Tierwohllabels auf weitere Tierarten erfordere weitere Mittel.