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Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Blockchain-Grafik: GuerrillaBuzz Crypto PR auf Unsplash

Digitaler Produktpass gegen Greenwashing / Beitrag zum 38. CSR MAGAZIN

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft brauchen Transparenz auf Basis verlässlicher ESG-Daten (1): Um die Performance nachzuweisen, sie zu beurteilen und zu verbessern. Das ist einfacher gesagt als in der Praxis getan – gerade angesichts komplexer Lieferketten in Branchen von Textil bis Elektronik. Von der Digitalisierung erhoffen sich viele eine Lösung dieses Problems. Insbesondere der so genannte ‚Digitale Produktpass‘ weckt dabei Fantasien und ist bei Textilien sogar bereits im Einsatz. Jetzt hat sich die Europäische Union dieses Themas angenommen.

Von Daniel Silberhorn

Am einfachsten sehen wir Verbraucher das Problem im Supermarkt: Dort stehen meist ein Orangensaft mit Fairtrade- und einer mit Bio-Siegel im Regal. Beides zusammen? Fehlanzeige. Denn trotz der inzwischen auf mehr als 1.000 Varianten angewachsenen Siegel und Labels: Jedes einzelne hat Grenzen, und jedes muss einzeln bewertet werden mit Blick auf die Aussagekraft.
Gleichzeitig ist es angesichts komplexer Lieferketten schwierig für Unternehmen, Aussagen zur Nachhaltigkeit ihrer Produkte eindeutig mit nachprüfbaren Fakten zu belegen. Dabei wird das immer mehr gefordert, insbesondere von Investoren. Zudem lauert ständig die Gefahr, sich ohne fundierte Nachweise Greenwashing-Vorwürfen auszusetzen. Und am Ende des Lebenszyklus ist es oft herausfordernd, verwendete Materialien im Kreislauf zu halten, da Details über Rohstoffe und verbaute Teile nicht immer vorliegen. Hier können in Zukunft digitale Anwendungen helfen.

EU Strategic Foresight Report

Die europäische Union denkt Nachhaltigkeit und Digitalisierung bereits zusammen. Im Sommer 2022 veröffentlichte die Gemeinschaft ihren neuen Strategic Foresight Report zum so genannten ‚Twinning‘ der gleichzeitig ablaufenden grünen und der digitalen Transformation. Denn diese können sich gegenseitig beeinflussen und verstärken – allerdings auch einander im Weg stehen.

Chancen sieht die EU besonders in den Bereichen Energie, Verkehr und Transport, Industrie, Bau, sowie für die Landwirtschaft. Das mögliche Einsatzgebiet ist riesig: Denkbare Anwendungen für mehr Nachhaltigkeit reichen von Satellitendaten für Energiesicherheit, einer neuen Generation von Batterien oder künstlicher Intelligenz im Verkehr und so genannten Digital Twins in der Produktion bis hin zum Einsatz von Quantencomputern und Bioinformatik in der Agrarwirtschaft.

Digitalität als Nachhaltigkeitsrisiko

Im Weg könnte die fortschreitende Digitalisierung der Nachhaltigkeit stehen, weil digitale Technologien zunächst auch Ressourcen beanspruchen. Derzeit verbrauchen sie beispielsweise fünf bis neun Prozent des weltweit produzierten Stromes. Mit Bitcoin war deshalb die prominenteste Blockchain-Anwendung bereits in die Kritik geraten. Im Februar 2022 übertraf der geschätzte Energieverbrauch für die Herstellung (‚Mining‘) der virtuellen Währung den jährlichen Strombedarf von Ländern wie der Ukraine, Österreich oder der Schweiz. Hier wird es darauf ankommen, wie grün die digitale Infrastruktur bereitgestellt werden kann – etwa über klima-neutral auf Basis erneuerbarer Energien betriebene Rechenzentren.

Genau die den Bitcoins zugrundeliegende Blockchain-Technologie könnte aber auch das Label-Dilemma im Supermarkt lösen. In einer Blockchain werden generell verschlüsselte Datensätze in Blöcken zu digitalen Ketten beliebiger Länge aneinandergereiht und mit Zeitstempel und Transaktionsdaten identifiziert. In jedem neuen Schritt werden die früheren Transaktionen geprüft und bestätigt – und so eine unentdeckte Manipulation oder Löschung eines einmal gesicherten Datensatzes praktisch unmöglich gemacht. Das macht die Blockchain zu einem Datentresor.

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Daniel Silberhorn
ist Senior Advisor ESG & Sustainability Transformation bei SLR Consulting in Frankfurt am Main

(1) Daten zu Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung)


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