Hamburg > Weil Märkte nur selten den Wert von Biosystemleistungen erfassen, wird die Bedeutung von Ökosystemen bei politischen, unternehmerischen und individuellen Entscheidungen systematisch vernachlässigt. Das betonte Prof. Dr. Bernd Hansjürgens vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung gestern bei den Hamburger Gesprächen für Naturschutz in Hamburg.
Biosystemleistungen sind öffentliche Güter und werden durch öffentliche Entscheidungen zur Verfügung gestellt. Dabei schaffen wir es nicht, kollektiv Entscheidungen in Richtung auf eine Ressourcenschonung zu treffen. Denn die Kosten für den Biodiversitätsschutz entstehen gleich und regional, deren positive Folgen erst in der Zukunft. Und auch Unsicherheiten über mögliche zukünftige Vorteile des Biodiversitätsschutzes lassen Politiker zögern.
Seit der Erstellung des Millennium Ecosystem Assessment im Jahr 2005 gibt es ein ‘Mengengerüst’ für die Leistungen der Ökosysteme. Der Übergang von der Anerkennung biologischer Leistungen zu deren Bewertung mag als kleiner Schritt betrachtet werden, ist aber mit Blick auf eine stärkere Bewusstseinsbildung ein gewaltiger Schritt, so Hansjürgens. Diese Bewertung ist für den Wittenberger Wirtschaftswissenschaftler der Schlüssel zu einem angemessenen Umgang mit der Biodiversität.
In einer sauber nachvollziehbaren Inwertsetzungen sieht Hansjürgens eine große Herausforderung; bei manchen Fragestellungen müssen Ersatzmärkte oder Befragungen zur Hilfe genommen werden. Und die Benefits der Biodiversität sind auf unterschiedlichen Ebenen zu finden: Gesundheit, soziale Aspekte, Einkommen und Sicherheit gehören dazu. “Mit einer Monetarisierung erfassen wir nur die Spitze der Eisberge, aber wir können so weit gehen, wie es unser Wissen erlaubt”, sagte Hansjürgens. Verhaltensweisen von Politikern, Unternehmern und Bürgern können sich dann an den “neuen” Werten orientieren, sodass Entscheidungen auf eine bessere Nutzung natürlicher Ressourcen abheben.
Hansjürgens Vortrag bildete den Kern der diesjährigen “Hamburger Gespräche für Naturschutz”. Die von der Michael Otto Stiftung durchgeführte Veranstaltung findet seit 2004 jährlich statt und stand in diesem Jahr unter dem Thema “Natur frei Haus – Ein Symposium über den riskanten Umgang mit dem Marktfaktor Natur”.
Weitere Informationen im Internet:
www.michaelottostiftung.de
Foto: Prof. Dr. Bernd Hansjürgens (CSR NEWS)