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Über 300 Nachhaltigkeitssiegel – brandoscope will Durchblick erleichtern

Tübingen > Mit www.brandoscope.com entsteht ein globales und branchenübergreifendes Verzeichnis von nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen und Nachhaltigkeits-Siegeln. Die Website liegt in der beta-Version und in zehn Sprachen vor. Unternehmen können sich kostenlos auf brandoscope registrieren und ihre Informationen hinterlegen. So soll eine Übersicht angesichts einer Flut von mehr als 300 Siegeln entstehen. CSR NEWS sprach mit Dr. Friedrich Petry, dem Geschäftsführer der brandoscope GmbH, über die neue Website und die Bedeutung der Nachhaltigkeitssiegel:

CSR NEWS: Herr Dr. Petry, wie sind Sie auf die Idee zu diesem Portal gekommen?

Dr. Friedrich Petry: Die Idee entstand, als ich auf vielen Unternehmenshomepages die Ausführungen zum Thema Nachhaltigkeit gelesen habe. Es wird viel beschrieben, aber meistens ist nichts belegt. Mit Ausnahme der Unternehmen, die auf ihrer Homepage ein Siegel aufgeführt haben. Da jedes Siegel aber immer nur einen Teilbereich der Nachhaltigkeit abdeckt, ist es für den Verbraucher schwierig, eine Marke zu finden, die seine Wertvorstellungen umfassend berücksichtigt. Daher lag es nahe, ein Verzeichnis zu schaffen, das diese Informationen bereithält.

CSR NEWS: Welche Bedeutung haben Nachhaltigkeits- und CSR-Siegel heute für Unternehmen? Welche Branchen liegen vorne, welche zurück?

Petry: Die Siegel sind in allen Bereichen auf dem Vormarsch. Unsere Recherchen haben mittlerweile schon über 300 Siegel hervorgebracht und täglich kommen neue hinzu. Sie sind für die Unternehmen, die glaubwürdig ihre Maßnahmen darstellen wollen, wichtig. Besonders häufig sind Siegel im Textil- und Lebensmittelbereich anzutreffen. Siegel für Produkte aus der Region scheinen zurzeit Boden gut zu machen.

CSR NEWS: Wie stark berücksichtigen Kunden diese Siegel bei ihrer Kaufentscheidung?

Petry: Die Marke des Unternehmens bürgt für die Qualität der Produkte, die Siegel für deren nachhaltige Produktion. Mit der Marke werden daher die direkt erlebbaren Vorteile des Produktes verbunden, mit dem Siegel die für den Verbraucher unsichtbaren Vorgänge im Hintergrund. Unter der wachsenden Anzahl an LOHAS wird dieser zweite Aspekt sehr stark gewichtet. Unternehmen, die glaubwürdig machen können, dass sie nachhaltig produzieren, sind bei dieser Gruppe im Vorteil. Bei den anderen Verbrauchern weiß man, dass das Siegel zumindest dann als Kaufentscheidung herangezogen wird, wenn man sich in puncto der anderen Kaufkriterien unschlüssig ist.

CSR NEWS: Wie beurteilen Sie die Zuverlässigkeit von Siegeln? Ist da nicht (bei vielen) die Gefahr, dass einseitig auf Selbstauskünfte gesetzt wird? Wie vertrauenswürdig sind also Siegel?

Petry: Die Zuverlässigkeit von Siegeln ist natürlich unterschiedlich. Es gibt nach Richtlinien und der Art der Kontrolle sehr strenge Siegel auf der einen Seite und es gibt Siegel auf Basis recht loser Selbstverpflichtungen. Sicherlich sind die strengeren Siegel vorzuziehen, dennoch begrüße ich ausdrücklich auch die Siegel auf Basis der Selbstverpflichtung. Dadurch entsteht ein Bewußtsein in die richtige Richtung und eine Art „peer pressure“ unter den Teilnehmern. Insofern ist ein Siegel auf Basis einer Selbstverpflichtung ein guter Einstieg. Nun liegt es am Verbraucher, Produkte mit strengeren Siegeln verstärkt zu berücksichtigen. Dies würde dazu führen, dass Unternehmen sich freiwillig zu den strengeren Siegeln hinwenden oder die Siegel, die bislang auf Basis einer Selbstverpflichtung gearbeitet haben, einen strengeren „Gold-Standard“ anbieten. Ich gehe davon aus, dass es zwischen den Siegeln einen Wettbewerb um das schlüssigste Konzept geben wird: Umfang und Häufigkeit der Kontrollen ist da nur ein Teil. Ebenso wichtig ist auch die Schlüssigkeit des Nachhaltigkeitskonzeptes. Und hier halte ich die Siegel für besonders wichtig: Nachhaltigkeit hat so viele Facetten, dass es unerlässlich ist, die firmenspezifische Situation mit einem unabhängigen Experten zu diskutieren und zu optimieren. Wir stehen am Anfang einer langen Entwicklung hin zu einer „zertifizierten Marktwirtschaft“.

CSR NEWS: Vielen Dank!


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