Stuttgart > Auch in Unternehmenskooperationen müssen NGOs sich selbst treu bleiben, betonte Dietmar Oeliger vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) heute in einer Sektion des Forum Envicomm in Stuttgart. Auch Dr. Bernhard Bauske vom vom World Wildlife Fund (WWF) hält Unternehmens-NGO-Kooperationen bei allen Zielkonflikten für möglich. Unternehmen hätten ein enormes Innovationspotential und schafften Lösungen für morgen. Bei der Entwicklung solcher Lösungen könnten NGOs und die Wirtschaft kooperieren.
Wir wollen wissen, welche Themen von Umweltorganisationen morgen nach oben gespielt werden, sagte Michael Scholing-Darby zur Motivation seines Unternehmens Volkswagen, solche Kooperationen einzugehen. Ein Unternehmen sei dabei kein Monolit, solche Kooperationen würden unternehmensintern unterschiedlich eingeschätzt. VW hatte im Rahmen seines Stakeholder-Dialogs Nichtregierungsorganisationen gescreent und ist dabei auf den NABU gestoßen. Der NABU erziele seine Aufmerksamkeit nicht aus Skandalisierungsaktionen und werde – auch finanziell – von einer breiten Mitgliedschaft getragen, sagte Scholing-Darby. Die Zusammenarbeit begann mit Modellfinanzierungen, der Kooperationsvertrag folgte später. 450.000 Mitglieder bilden die Basis der NABU-Arbeit, berichtet Oeliger. Die Unternehmenszuwendungen machen lediglich 3 Prozent im Haushalt seiner NGO aus. Der NABU sucht Unternehmenspartnerschaften mit solchen Firmen, die in ihrem Alltag nachhaltig sein wollen.
Als kritische Partner braucht die Wirtschaft NGOs, sagte Lutz Laemmerhold von der Lufthansa. Auch solche, die mit der Wirtschaft keine Partnerschaft eingehen wollen. Und andererseits brauchten auch NGOs die Wirtschaft, etwa bei der Projektverwirklichung. Die Lufthansa unterhält Partnerschaften mit dem NABU und dem WWF Deutschland. Partnerschaften haben sich aus einem kleinen Projekt “Kranichschutz” an der Ostsee entwickelt, sie sind heute stärker strategisch ausgerichtet und drehen sich thematisch um die biologische Vielfalt. Die Lufthansa erhält regelmäßig viele Förderanfragen, die überwiegend jedoch überhaupt nicht an dem Unternehmen und seinem Unternehmensgegenstand orientiert sind, so Laemmerhold.
Der Verbraucher ist nicht immer an nachhaltiger Produktion interessiert. Nachhaltige Waren bleiben bei manchen Unternehmen in den Regalen liegen. Die Sensibilisierung des Verbrauchers sei eine gemeinsame Herausforderung für Unternehmen und NGOs, so Bauske. NGOs können Unternehmen darin unterstützen, langfristige Perspektiven etwa zur Schonung natürlicher Ressourcen zu entwickeln. Andererseits profitieren NGOs von Unternehmen etwa im Bereich des Innovationswissens. Zukunftsfähig seien Multistakeholder-Prozesse, die verschiedene Beteiligte nach einem festgelegten Regelwerk in den Austausch bringen. NGO-Unternehmens-Kooperationen seien oft schneller als politische Prozesse, jedoch fehle ihnen die demokratische Legitimation. Ein Beispiel sei etwa die FSC-Zertifizierung, für die “NGOs die Köpfe hinhalten”, so Bauske.
In den Unternehmenskooperationen sei dem WWF besonders die gemeinsame Arbeit an Schwerpunktthemen wichtig. Der WWF kooperiert mit mehreren Partnern aus derselben Branche, jedoch nicht gleichzeitig zum selben Thema.
Foto (von links): Dr. Bernhard Bauske (WWF), Lutz Laemmerhold (Lufthansa) und Dietmar Oeliger (NABU)