Bremen > Corporate Volunteering in Gestalt des Day of Caring ist ein Tätigkeitsschwerpunkt der Freiwilligen-Agentur Bremen (FAB). Sie ist eine von drei Abteilungen des Sozialen Friedensdienstes Bremen e.V. und Hauptanlaufstelle für bürgerschaftliches Engagement in der Hansestadt. Seit Anfang der 90er Jahren unterstützt sie engagierte und engagementbereite Menschen bei der Suche nach einer passenden Engagementmöglichkeit. Zugleich qualifiziert sie gemeinnützige Institutionen für die Arbeit mit Freiwilligen – vor allem durch passende Angebote zur Fortbildung und Organisationsberatung sowie durch Entwicklung und Durchführung innovativer Projekte. Das Thema „Bürgerschaftliches Engagement“ bringt die FAB mit Veranstaltungen und Workshops an die Öffentlichkeit, um für eine lokale Engagementkultur und die geeigneten Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement in Bremen zu sorgen. Gegenüber CSR NEWS berichtet Annika Rehm von der Arbeit der Freiwilligen-Agentur und insbesondere über den Day of Caring.
CSR NEWS: Wodurch sind Sie in dieses Tätigkeitsfeld – Vermittlung zwischen Unternehmen und Gemeinnützigen – hinein gewachsen?
Annika Rehm: Das Projekt Day of Caring wurde 2004 von dem damaligen Geschäftsführer der FAB, Heinz Janning, ins Leben gerufen. Im Rahmen eines Seminars über Engagementmöglichkeiten in Bremen kam im Gespräch mit einem Unternehmensmitarbeiter die Idee auf, dass man das freiwillige Engagement auch auf Kollegenteams ausweiten könnte. In Anlehnung an die Corporate Volunteering-Aktivitäten US-amerikanischer und britischer Unternehmen wurde das Projekt Day of Caring für Bremen entwickelt. Die Idee ist einfach: Bremer Unternehmen stellen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für einen Tag frei, damit diese in gemeinnützigen Einrichtungen für den guten Zweck tätig werden. Durch den Einsatz von Mitarbeitern, deren Kompetenzen und Zeit, engagieren sich Unternehmen dort, wo Hilfe benötigt wird und zeigen damit Verantwortung für das Gemeinwesen.
CSR NEWS: Worin liegen der Schwerpunkt Ihrer Beratungstätigkeit und Ihre besondere Expertise?
Annika Rehm: Seit 5 Jahren organisiert, vermittelt und berät die Freiwilligen-Agentur Bremen gemeinnützige Einrichtungen und Unternehmen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Day of Caring. Durch die langjährige Erfahrung mit engagierten und engagementinteressierten Menschen konnte die FAB Kompetenzen im Bereich der Beratung, Vermittlung und Qualifizierung von Freiwilligen und Gemeinnützigen aufbauen. Sie weiß, welche Anforderungen Freiwillige an die Institution stellen, in der sie sich einbringen möchten und welche Tätigkeiten in der begrenzten Zeit möglich sind. Zudem verfügt sie über eine genaue Kenntnis der gemeinnützigen Szene in Bremen und findet für (fast) jeden Engagementwunsch die passende Institution.
All diese Aspekte sind für die Zusammenarbeit mit Unternehmen ausschlaggebend. Neben den bereits vorhandenen Kompetenzen haben sich die MitarbeiterInnen der FAB intensiv mit dem Thema Corporate Social Responsibility und den Gründen auseinandergesetzt, warum und mit welchen Projekten sich Unternehmen für ihr gesellschaftliches Umfeld engagieren. Im Vergleich mit dem „normalen“ Ehrenamt besteht das Besondere des Unternehmensengagements darin, dass durch die gemeinnützigen Aktivitäten nicht nur Bedürftigen geholfen werden soll, sondern das Unternehmen möchte ebenfalls profitieren. Das gesellschaftliche Engagement kann sich auf die Zusammenarbeit unter den MitarbeiterInnen, auf die Bindung der Belegschaft an das Unternehmen oder auch auf das öffentliche Bild des Unternehmens positiv auswirken. Allerdings sollten die Effekte, die ein Tag bewirken kann, realistisch eingeschätzt werden. Der Day of Caring dient in erster Linie als Türöffner für das gemeinnützige Engagement und bringt engagementunerfahrene Menschen mit dem Thema in Berührung.
Auch die gemeinnützigen Einrichtungen profitieren mehrfach von den Aktionstagen. Lang ersehnte Projekte und Anliegen werden mit Hilfe der Unternehmen umgesetzt, die Organisationen treffen auf neue Aktionspartner, erhöhen ihren Bekanntheitsgrad und schaffen Aufmerksamkeit für ihre Arbeit. Im Idealfall werden neue Kontakte gewonnen, die langfristig zu Partnerschaften und Kooperationen führen.
Mit einem Day of Caring werden zwei Welten für einen Tag zusammengebracht, die bislang wenige Berührungspunkte hatten. Die Aufgabe der FAB besteht u.a. auch darin, zwischen den unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass der Tag für alle Beteiligten ein Gewinn ist.
CSR NEWS: Wo sehen Sie die besonderen Voraussetzungen für ein gelingendes Miteinander- auf Seiten der Unternehmen und- auf Seiten der Gemeinnützigen?
Annika Rehm: Damit der Day of Caring für alle Beteiligten zu einem gelungenen Erlebnis wird, bedarf es einen intensiven Planung und gewissenhaften Vor- und Nachbereitung von Seiten der FAB, der gemeinnützigen Einrichtung und des Unternehmens. Zur besseren Koordination des Projekts bietet es sich an, dass alle Parteien eine Ansprechperson auswählen, die für die Vorbereitung des Day of Caring verantwortlich ist.
Zur besseren Absprache treffen sich die drei Day of Caring-Verantwortlichen für ein Planungsgespräch am besten am Einsatzort. In diesem Vorgespräch müssen alle Beteiligten genau formulieren, welche Erwartungen sie an den Tag stellen. Gemeinsam werden diese auf ihre realistische Umsetzbarkeit hin überprüft und gegebenenfalls an das Projekt angepasst. Genaue Terminabsprache, Materialfragen, Pressearbeit und der Ablauf des Tages gehören ebenfalls auf die Tagesordnung für das erste Treffen. Da viele der Aktionen im Freien stattfinden und das Bremer Wetter eher unzuverlässig ist, sollte über Alternativprojekte oder Regenschutz nachgedacht werden.
Bei einer gründlichen, gemeinsamen Vorbereitung kann am Tag selbst eigentlich nichts mehr schief gehen. Sollte dennoch unerwartet ein Problem auftreten, ist Improvisationstalent gefragt.
Zur Verbesserung des Ablaufs und der Organisation des Day of Caring ist es für die FAB sehr wichtig, von allen Beteiligten eine Rückmeldung zu bekommen. Dies geschieht über standardisierte Fragebögen oder persönliche Gespräche.
Die Aufgabe der FAB und der gemeinnützigen Einrichtung besteht darin, ein Projekt zu entwerfen, das für die Anzahl der MitarbeiterInnen und die Dauer der Arbeitszeit angemessen ist. Am Ende des Tages sollten das Piratenschiff im Kindergarten aufgebaut, der Garten neu angelegt oder die Räume neu gestrichen sein.
Die Einrichtung muss sich darüber im Klaren sein, dass sie nicht nur freiwillige Helfer bekommt, sondern dass der Tag auch für sie mit zusätzlicher Arbeit verbunden ist: Materialen müssen bereitgestellt, Werkzeug beschafft, die Klientel informiert, Verpflegung organisiert werden.
Damit die HelferInnen erfahren, für wen sie eigentlich arbeiten, sollte dem Day of Caring – Team der Sinn und Zweck der Institution vorgestellt und die Räumlichkeiten gezeigt werden. Während des Tages sorgen die MitarbeiterInnen oder die Klientel der Einrichtung für die Verpflegung, im Idealfall helfen sie mit. Über den persönlichen Kontakt während der Arbeit oder bei den gemeinsamen Pausen erhalten die HelferInnen eine genauere Vorstellung von den Aufgaben und Herausforderungen der Einrichtung und ggfs. entstehen daraus neue Engagementmöglichkeiten auf privater Ebene. Mit einem gemeinsamen Ausklang des Tages in Form einer Brotzeit oder einem Grillfest kann den HelferInnen Danke gesagt werden.
In der Vorbereitungsphase des Day of Caring muss der/die Beauftragte des Unternehmens
genau mit den KollegInnen absprechen, welche Projekte für sie interessant sind und welche Tätigkeiten in Frage kommen. Ganz wichtig: Das Engagement ist freiwillig! Die Teilnahme an einem Day of Caring darf für die MitarbeiterInnen nicht verpflichtend sein.
Während des Day of Caring kommen die TeilnehmerInnen mit Lebenswelten zusammen, die ihnen bislang unbekannt waren. Eine Offenheit und Sensibilität gegenüber Menschen, die sich in einer schwierigen Phase ihres Lebens befinden oder aufgrund von Alter, Krankheit oder Behinderung auf Hilfe angewiesen sind, ist unbedingt notwendig.
Weitere Voraussetzungen sind Spaß an der Arbeit mit Menschen, ein wenig handwerkliches Geschick (je nach Projekt) und einfach Lust, mit anzupacken.
CSR NEWS: Können Sie uns ein aktuelles Kooperationsprojekt beschreiben – und Ihre Rolle dabei?
Annika Rehm: Der Day of Caring findet nicht nur an einem Tag im Jahr statt, sondern es gibt viele unterschiedliche Projekte, die über das ganze Jahr verteilt im Rahmen des Day of Caring durchgeführt werden.
Damit diese Projekte zur Zufriedenheit aller ablaufen, muss die FAB unterschiedliche Aufgaben erfüllen: Wir sammeln geeignete Projekte und unterstützen bei der Gewinnung der MitarbeiterInnen beispielsweise durch Präsentationen während der Mitarbeiterversammlung. Wir beraten bei der Auswahl des passenden Projekts und moderieren die Kontaktaufnahme und das Kennenlernen des gemeinnützigen Partners. Gemeinsam mit dem Unternehmen und den Gemeinnützigen wird der Tag geplant und Ablaufpläne sowie Checklisten für die optimale Vorbereitung erstellt. Neben der Öffentlichkeitsarbeit dokumentieren und evaluieren wir den Tag, um genau herauszufinden, welchen Nutzen der Day of Caring gebracht hat.
CSR NEWS: Besten Dank!
Die Freiwilligen-Agentur Zeitweise Bremen gehört zu den in der “Mittlerdatenbank” verzeichneten Organisationen. Mit dieser Datenbank will die Bertelsmann Stiftung die Rahmenbedingungen für Kooperationsprozesse zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Trägern verbessern. In der Datenbank sind Anlaufstellen der Engagementförderung wie Freiwilligenagenturen, städtische Bürgerbüros, bundesweite und lokale Netzwerke, privat-gewerbliche Organisationsberatungen, (Bürger-) Stiftungen und andere Einrichtungen erfasst. Sie übernehmen die Rolle von Brückenbauern: Für Unternehmen, Gemeinnützige und die öffentliche Hand leiten sie Beziehungen ein, bieten Aktivitäten an und entwickeln Zusammenarbeit. CSR NEWS stellt solche Mittlerorganisationen vor.
Die Datenbank der Mittlerorganisationen im Internet:
www.gute-geschaefte-macher.org
Die Freiwilligenagentur Zeitweise Bremen im Internet:
www.zeitweise.info