Berlin > Ein in der Kommune verankerter Tourismus bietet den Menschen in den nördlichen Küstenregionen Brasiliens die Chance, in ihrer Heimat wirtschaftlich zu überleben. Bauern und Fischer wären sonst gezwungen, in die großen Metropolen zu ziehen, “wo sie ein miserables Leben erwartet”. Das berichtete Vanessa Luana Oliveira Lima, die am vergangenen Wochenende auf der ITB für ihr Netzwerk REDE TUCUM die Auszeichnung im Wettbewerb für sozialverantwortlichen Tourismus TO DO 2008! entgegen nahm. Oliveira arbeitet früher als Fremdenführerin. “Ich musste ausländische Touristen vor bettelnden Kindern schützen und hatte dabei ein elendes Gefühl”, sagte sie. Der Tourismus wird sich an den Küsten des Landes weiterentwickeln. Und er bietet viele Chancen, wenn die Menschen vor Ort diese Entwicklung aktiv mitgestalten. Das ist die Überzeugung von Vanessa Oliveira und der Gleichgesinnten, mit denen sie das Netzwerk REDE TUCUM gestaltet.
Ihre Heimat, der im Norden Brasiliens gelegene Staat Ceará, zählt zu den armen Regionen des Landes. Die wunderschönen, 576 Kilometer langen Strände werden noch überwiegend von inländischen Touristen besucht. Für die wirtschaftliche Zukunft der Region spielen sie eine große Rolle und der internationale Tourismus wird weiter an Bedeutung gewinnen. Vorbild für das “REDE TUCUM – Netzwerk für lokale Entwicklung” ist ein anderes, im TO DO!-Wettbewerb 1999 ausgezeichnetes Projekt: das Fischerdorf Prainha do Canto Verde, aus dem ein über mehrere hundert Kilometer Küstenlinie verteiltes, tourismus- und regionalpolitisch geprägtes Netzwerk und das Institut Terramar hervorgingen. Das Institut Terramar erhält in Brasilien staatliche Unterstützung und ist international vernetzt, u.a. mit der Schweizerischen Stiftung für Solidarität im Tourismus (SST), der niederländischen Interchurch Organisation for Development Cooperation (ICCO) und dem deutschen Evangelischen Entwicklungsdienst (EED). Es bildet sozusagen die Dachorganisation für lokale Netzwerke, die ihre Strände vor Bau- und Bodenspekulanten schützen und die steigende touristische Nachfrage selbst steuern wollen. Kennzeichnend für die Arbeitsweise dieser Netzwerke sind die Einbeziehung der Bevölkerung und eine ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Wirtschaftsform.
REDE TUCUM ist ein auf Einwohnervereinen (Associaçãos dos Moradores) basierendes lokaltouristisches Netzwerk, das sich der Entwicklung in den Küstengebieten von Ceará widmet. Die Mitglieder – überwiegend Fischerdörfer – arbeiten unter dem Motto “Turismo Communitário” zusammen: Sie entwickeln einen lokal aktiven und regional vernetzten Tourismus, von dem die einkommensschwache einheimische Bevölkerung profitiert. Basis dazu bilden kooperativ organisierte Dorfgemeinschaften, die ein möglichst umfassendes touristisches Angebot gestalten. Einnahmen und Arbeitsplätze bleiben so in der Gemeinde, die Abhängigkeit von der Fischerei verringert sich und junge Menschen finden wieder eine Perspektive.
Weitere Informationen im Internet:
http://en.tucum.org