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Wie viel Politik fordern wir von Unternehmen? Olympia und CSR

New York > Das olympische Feuer heizt den Olympia-Sponsoren ein. So sieht es Human Right Watch in einer in der vergangenen Woche in New York herausgegebenen Erklärung. Human Right Watch beklagt, dass sich die als Sponsoren engagierten Unternehmen nicht zur Menschenrechtslage in China äußern. Das sei mit ihren Corporate Social Responsibility Standards unvereinbar, findet die Menschenrechtsorganisation. Deren Direktor für Menschenrechtsprogramme Arvind Ganesan fordert deshalb: “Shareholders und Konsumenten, denen Menschenrechte etwas wert sind, sollten die Olympia-Sponsoren nichts vom Hacken lassen.“ Seinen Appell richtet Human Right Watch ausdrücklich an die olympischen Top-Sponsoren Atos Origin, Coca-Cola, General Electric, Manulife, Johnson & Johnson, Kodak, Lenovo, McDonald’s, Omega (Swatch Group), Panasonic (Matsushita), Samsung und Visa. Diese sollen von der chinesischen Regierung zum Beispiel einfordern, eine unabhängige Untersuchung der Unruhen in China zuzulassen.

Wie viel politisches Engagement wollen wir von Unternehmen? Nicht nur in China – sondern zum Beispiel auch in Europa? Diese Frage stellt sich im Zusammenhang mit dem Appell von Human Right Watch. Eindeutig gibt es mit der unternehmerischen Tätigkeit eng verbundene Politikbereiche, insbesondere die Wirtschaftspolitik. Auch Themenbereiche wie Bildungs-, Wissenschafts- oder Familienpolitik besitzen viele Bezüge zum unternehmerischen Handeln. Wünschen wir aber das Engagement von Unternehmen in außenpolitischen Fragen? Oder in Bezug auf die Verteidigungs-, Innen- oder Sozialpolitik? In Deutschland zumindest wird der politische Lobbyismus sehr kritisch beobachtet, weil den Unternehmen natürlich ein Engagement zum eigenen Besten unterstellt wird.

Welche Möglichkeiten besitzen Unternehmen, den Transformationsprozess in China zu unterstützen? Das ist möglicherweise die zentralere Frage. Unstrittig ist, dass Global Player auch in China auf der Grundlage ihrer CSR-Policy handeln sollen. Ein Unternehmen ist keine demokratische Institution. Es kann aber die der Demokratie zugrunde liegenden Werte fördern, wenn es seinen Mitarbeitern mit Respekt begegnet, ihre Kreativität und Eigenverantwortlichkeit herausfordert und ihnen Freiräume für das gesellschaftliche Engagement belässt. Unter diesem Blickwinkel mag z.B. Corporate Volunteering eine besondere Chance in China sein. Denn die chinesische Führung steht vor der Entscheidung, wie viel Selbstorganisation sie der Gesellschaft zugestehen will. Denn dass heißt auch – und vielleicht zuerst – Demokratie: Dass Bürger ihre Zukunft und ihre Probleme selbst in die Hand nehmen.

Wer sich als Unternehmen auf der Olympiade engagiert, wird sich jedenfalls in den nächsten Wochen häufiger der Frage nach seinem Beitrag zu den gesellschaftlichen Entwicklungen in China stellen müssen. Vielleicht gilt ja auch für Unternehmen, was Bayer-Chef Werner Wenning der „Rheinischen Post“ am Wochenende zur Olympiade sagte: „Die Olympischen Spiele bringen die Menschen zusammen. Sie fördern den Dialog und bringen neue Ideen und Wertvorstellungen nach China.“


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