Hannover > Grüne IT muss auch wirklich fair werden. Das forderten Vertreter von Entwicklungs- und Umweltorganisationen auf der Eröffnungsveranstaltung der „Green IT“ im Rahmen der CeBIT und protestierten gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in der globalen IT-Industrie und gegen ungelöste ökologische Probleme bei der Produktion und Entsorgung von IT-Produkten.
Energieeffizienz reiche nicht aus, um die IT-Industrie „grün“ und fair zu machen, betont etwa Cornelia Heydenreich von Germanwatch und der Kampagne makeITfair. Auf die ungleiche Verteilung der ökologischen Kosten der IT-Produktion weltweit verweist Sarah Bormann von Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung – WEED und Projektleiterin bei PC global: „Wenn auf der CeBIT über Green IT gesprochen wird, muss auch über die Benachteiligung der Menschen in den ärmeren Ländern gesprochen werden“, lautet ihre Forderung.
Die Initiative makeITfair untersucht insbesondere den Rohstoffverbrauch der IT-Industrie. PC Global will Aufklärungsarbeit zum gesamten Thema leisten und startet demnächst ein EU-finanziertes Projekt zum Thema „IT und die öffentliche Beschaffung“. Während sich dem privaten Konsumenten keine Handlungsalternativen stellen, sieht PC Global die Chance zur Verankerung von Nachhaltigkeitskriterien in den Ausschreibungen öffentlicher Auftraggeber.
In einem Kürze erscheinenden Dokumentarfilm „Digitale Handarbeit. Chinas Weltmarktfabrik für Computer“ prangert WEED schlechte Arbeitsbedingungen in der IT-Produktion an: Lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne, fehlende gewerkschaftliche Vertretung und Betriebskrankheiten seien die drängendsten Probleme der Branche. Auch Thailand und die Philippinen stehen im kritischen Fokus der NGOs. Über Indien als Produktionsstandort für IT liegen den Initiatoren noch wenige Erkenntnisse vor. Mit einer Vorabversion des Dokumentarfilms und einer Bildungs-CD zur IT-Produktion besuchte WEED in den letzten Wochen über 20 Schulen – insbesondere Berufsschulen mit IT-relevanten Fachklassen.
Eine Kaufempfehlung für faire Produkte will WEED noch nicht aussprechen. Auf die Frage nach einem Engagement, das in die richtige Richtung weist, nennt Sarah Bormann das Unternehmen Hewlett-Packard. HP hat einen „Electronic Industries Code of Conduct“ unterzeichnet. Problem bleibt, dass die PCs der großen Marken oft von den Fließbändern der gleichen Kontraktfirmen stammen – deren Produktionsbedingungen von den NGOs kritisiert werden. Und so hoffen die Initiatoren des Protestes, dass bei der nächsten CeBIT das Attribut „fair“ gleichberechtigt neben „grün“ steht.
Weitere Informationen im Internet:
www.pcglobal.org
www.makeitfair.org